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Generalistische Ausbildung vereint ab 2020 Alten- und Krankenpflege
Das Fachseminar heißt nun Pflegeschule: Die Ausbilungsreform wird ab dem nächsten Kurs im April umgesetzt – auch Teilzeitausbildung ist möglich
Das Fachseminar für Altenpflege der Gesundheitsakademie SMMP heißt ab sofort Pflegeschule. Denn 2020 ersetzt die neue generalistische Pflegeausbildung die bisher getrennte Altenpflege-, Krankenpflege- und Kinderkrankenpflege-Ausbildung. Der erste Kurs nach den neuen gesetzlichen Vorgaben beginnt in Geseke am 1. April. Wer den mit dem Examen abschließt, nennt sich künftig Pflegefachfrau bzw. Pflegfachmann.
Im Interview erläutert Edis Ahmetspahic, die Gründe dieser Neuerungen und die damit verbundenen Erwartungen. Aber er macht auch deutlich, dass sich vor allem am Arbeitsumfeld etwas verändern muss.
Warum ergibt eine generalistische Pflegeausbildung Sinn?
Das Ziel der Reform der Altenpflegeausbildung ist eine Steigerung der Attraktivität und auch der Qualität. Tatsächlich gab es ja durch die bislang unterschiedliche Finanzierung von Kranken- und Altenpflegeausbildung in den einzelnen Bundesländern eine erhebliche Ungleichheit. Das soll nun nicht mehr sein.
Außerdem haben sich die Versorgungsstrukturen verändert. Während die Kranken- und Gesundheitspflegerinnen und -pfleger in den Krankenhäusern immer häufiger mit alten Menschen, also auch geriatrischen Krankheitsbildern, zu tun haben, werden Patienten seit der Einführung der Fallpauschalen nach stationären Aufenthalten in Kliniken immer früher entlassen. Sie sind also noch nicht gesund, wenn sie wieder nach Hause bzw. zurück in ein Altenheim kommen. Dadurch muss die Altenpflege zunehmend Aufgaben übernehmen, die früher zur Krankenpflege gehörten.
Sie haben die generalistische Ausbildung von 2004 bis 2007 bereits in einem vom Bund geförderten Modellprojekt getestet. Ist das ein Vorteil?
Wir hatten uns damals als Fachseminar um eine Teilnahme an dem Modellprojekt beworben. In Nordrhein-Westfalen durften sich drei Ausbildungsstätten daran beteiligen. Angesichts der erkennbaren, schon beschriebenen Veränderungen haben wir festgestellt, dass die generalistische Ausbildung nicht nur möglich ist, sondern auch Sinn ergibt. Seitdem unterstützen wir diesen Ansatz. Und jetzt ist es natürlich ein Vorteil, dass wir auf die damals bereits entwickelten Curricula und gesammelten Erfahrungen zurückgreifen können.
Was ändert sich in der dreijährigen Ausbildung konkret?
Die Pflegekräfte lernen im Rahmen ihrer praktischen Ausbildung alle Versorgungskontexte kennen: von der Kinderkrankenpflege bis zum Akutkrankenhaus, von der ambulanten bis zur stationären Betreuung. Auch in der theoretischen Ausbildung werden Beispiele aus allen Einsatzgebieten einbezogen.
Zudem wird die Praxisanleitung intensiviert. Die gab es zwar auch bisher, doch findet sie nun weitgehend in garantiertem Umfang statt. Der macht mindestens zehn Prozent der Ausbildung aus. Das sind, je nach Vertrag, knapp vier Stunden pro Woche. Dadurch ist die Heranführung an die praktischen Aufgaben viel gezielter möglich: Vom Schauen über das Helfen bis zum selbstständigen Handeln.
Welche Herausforderungen stellt die neue Ausbildungsverordnung an das Fachseminar?
Wir müssen uns in der Altenpflege ohnehin stetig fort- und weiterbilden. Jetzt vielleicht noch etwas intensiver als sonst. Auch wird der Rahmenlehrplan ohnehin alle fünf Jahre überarbeitet. Und an der einen oder anderen Stelle holen wir uns Expertise von außen. Aber auch das ist ja an unserem Fachseminar und Bildungswerk nichts Neues. Die Einführung der generalistischen Ausbildung wird ein dynamischer Prozess sein. So gibt es zum Beispiel eine Arbeitsgruppe auf Landesebene, die Rückmeldungen sammelt und dem Ministerium Vorschläge zur Veränderung unterbreitet. In dieser Arbeitsgruppe sind wir mit engagiert. Den schulinternen Lehrplan earbeiten wir selbst. Hier können wir im bestimmten Rahmen inhaltliche Schwerpunkte setzen.
Welche Vorteile bringt die Umstellung für die Gesundheitsbranche?
Der Gesetzgeber verspricht sich ein größeres Interesse an der Pflege. Tatsächlich lässt sich dieses Berufsbild dann auch besser darstellen. Und natürlich erhöht sich die Einsatzflexibilität, wenn die künftigen Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner sowohl in Kranken- als auch Altenpflege eingesetzt werden können. Verändern muss sich aber vor allem etwas an den Strukturen in den Einrichtungen. Dort ist der Personalschlüssel oft zu eng oder der Umfang der Aufgaben für den Einzelnen zu groß. Wenn da nichts passiert, wird sich das Image für die Branche nicht wesentlich verbessern.
Auch die Bezahlung ist gut. Sie wird aufgrund der oft schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche von vielen nur als unfair empfunden. Und die körperliche und psychische Belastung ist hoch. Es wäre also höchste Zeit, diesen Personaleinsatz zu überdenken.
Mit der generalistischen Pflegeausbildung ist für die notwendigen Veränderungen in der Gesundheitsbranche ein guter Grundstein gelegt. Einem „Pflegenotstand“ wird man allein dadurch aber nicht begegnen können.
Ab 2020 bieten Sie in der Gesundheitsakademie auch eine Teilzeitausbildung an. Wie ist die strukturiert?
Diese Ausbildungsform ist vor allem für Eltern attraktiv. Dabei werden die Phasen der praktischen Ausbildung auf 29,25 Wochenarbeitsstunden beschränkt und der Unterricht findet nur vormittags von 8.30 bis 12.45 Uhr statt. Um dennoch auf die geforderten 2100 Stunden Theorie und 2500 Stunden Praxis zu kommen, dauert die Ausbildung vier statt drei Jahre.
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